Zur Startseite ...
Larrea-tridentata-Kraut

Stammpflanze: Larrea tridentata (Sessé & Moc. ex DC.) Coville / Kreosotstrauch [Fam. Zygophyllaceae / Jochblattgewächse]. Synonyme: Larrea mexicana Moric., Zygophyllum tridentatum Sessé & Moc. ex DC. [Basionym]. Gelegentlich wird als Name der Stammpflanze Larrea divaricata CAV. angegeben (z. B. Hagers Handbuch). Dies ist jedoch nicht korrekt, da es sich bei der Bezeichnung Larrea divaricata CAV. nicht um ein Synonym für Larrea tridentata sondern um den (korrekten) Namen für die in den Trockengebieten der zentralen Anden von Peru, Bolivien, Chile und Argentinien heimische Pflanze mit dem spanischen Namen "jarilla" handelt. Dt. Synonyme: Keine gebräuchlich. Englisch: chaparral, creosote-bush, grease wood. [Spanisch: gobernadora, hediondilla].

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Bis 2 m hohe, sparrig verzweigte Sträucher, die angeblich ein Alter von bis zu 11000 Jahren erreichen können. Xerophyten. Die äußeren Zweige sind angedrückt behaart und grau, die jüngeren Zweige besitzen eine rötliche Rinde. Die Blätter bestehen aus zwei gegenüberstehenden, abspreizenden, an der Basis verwachsenen und mit der Blattachse verbundenen, 4 bis 18 mm langen und 1 bis 8,5 mm breiten Fiederblättern, die lanzettlich bis sichelförmig, anliegend behaart, immergrün, ledrig und klebrig-harzig sind. Die eiförmigen, deutlich zugespitzten Nebenblätter sind 1 bis 4 mm lang. Der Durchmesser der 3 bis 12 mm lang gestielten Blüten beträgt ca. 2,5 cm. Die fünf Kelchblätter sind 5 bis 8 mm lang und 3 bis 4,5 mm breit, die fünf gelben, länglich-lanzettlichen, propellerartig verdrehten Kronblätter 7 bis 11 mm lang und 2,5 bis 5,5 mm breit. propellerartig verdreht. Staubblätter zehn,  5 bis 9 mm lang, Fruchtknoten aus fünf Fruchtblättern bestehend und fünffächrig, behaart, mit ca. 8 Samenanlagen pro Fach. Der Griffel ist zylindrisch, 4 bis 6 mm lang und an der reifen Frucht noch erhalten. Die Frucht ist ein wollig behaarte, silbrige bis rötlichbraune Kapsel, die braune, bootförmige, etwa 4 mm lange Samen enthält.

Verbreitung: Halbwüsten und Wüsten Nordamerikas. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den USA-Bundesstaaten Texas, New Mexiko, Arizona, Kalifornien, südliches Nevada über den gesamten Norden Mexikos bis in die zentralmexikanischen Staaten Aguascalientes, Hidalgo und Queretaro. 

Droge: Die beblätterten, häufig Früchte tragenden Zweige.

Beschreibung der Droge: Die 15 bis 20 cm langen Zweige sind etwa 0,5 bis 1 mm dick und vierkantig, die stärkeren Äste 3 bis 4 mm und zylindrisch. Das harte und zähe Holz besitzt im Abstand von 1 bis 2 cm stark verdickte, von Harzausscheidungen wulstige Knoten, an denen Blätter und Nebenblätter sitzen. Die Rinde ist dunkelbraungrün und dicht von kurzen anliegenden Haaren bedeckt. Die Blätter bestehen aus zwei gegenüberstehenden, lederartigen, braungrünen, spitzen, sichelförmigen, 5 bis 8 mm langen und 2 bis 3 mm breiten Blättchen, die mit breiter Basis an einem kurzen Blattstiel sitzen und gemeinsam einen Halbmond bilden. Die Oberseite der Blättchen ist bedeckt mit fein anliegenden Haaren. Die kugeligen oder undeutlich fünfkantigen, gelblichgrünen, weichfilzig behaarten Früchte besitzen einen Durchmesser von 4 bis 5 mm. Einzelne Früchte sind in die 5 Teilfrüchte zerfallen. Diese enthalten bis zu 4 sehr kleine, schwarzbraune, mit bloßem Auge schwer erkennbare Samen.

Geruch: Kreosotartig.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Larrea-tridentata-Kraut. Englisch: Chaparral, Chaparral tea. Lateinisch: Herba Larreae mexicanae, Herba Palo ondo.

Herkunft: Überwiegend aus Kulturen, die im Rahmen der Rekultivierung von Tagebaugebieten im Südwesten der USA angelegt wurden.

Inhaltsstoffe: Lignane: Gehalt 16 bis 21 %. Hauptkomponente ist Nordihydroguajaretsäure (NDGA), weitere Lignane sind Norisoguajacin, Dihydroguajaretsäure, demethylierte Dihydroguajaretsäure, 3′-Demethoxyisoguajacin sowie Furanolignane mit jeweils unterschiedlicher Hydroxy- und Methoxysubstitution. Flavonoide: Zahlreiche, strukturell vielfältige Verbindungen, sowohl Flavone als auch Flavonole, unter diesen zahlreiche methoxylierte Verbindungen wie z. B. 5,4′-Dihydroxy-3,7-dimethoxyflavon, 5,4′-Dihydroxy-3,7,3′-trimethoxyflavon und Quercetin-3-methylether, freie Aglykone wie z. B. Apigenin, Kämpferol und Quercetin, O-Glykoside wie z. B. Rutin sowie C-Glykoside wie z. B. 6,8-Di-C-glucopyranosylapigenin. Weitere Bestandteile: Verschiedene Triterpenderivate, ß-Sitosterol und Wachs.

Wirkungen: In pharmakologischen Untersuchungen konnten antiphlogistische und antibakterielle Wirkungen durch methanolische bzw. ethanolische Extrakte nachgewiesen werden. Die Mehrzahl von Wirkungsnachweisen erfolgte jedoch nicht für Extrakte sondern für einzelne Inhaltsstoffe der Droge, insbesondere die Nordihydroguajaretsäure (NDGA), die zu 5 bis 10 % in der Blattdroge enthalten ist. Nachgewiesen wurden für NDGA antitumorale, enzymhemmende und antidiabetische Wirkungen.  3'-O-Methylnordihydroguajaretsäure erwies sich als wirksam gegen HIV-Viren. Bereits 50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts galt der Kreosotbusch als alternatives Krebsmittel. In einer aktuellen Phase-I-Studie wurde die aus der Pflanze isolierte Tetra-O-methyl-nordihydroguajaretsäure acht Patienten, die an unheilbaren, inoperablen Tumoren im Hals- und Kopfbereich litten, direkt in den Tumor injiziert, was zu einer Verminderung der Tumorgröße führte.

Anwendungsgebiete: Aufgrund unzureichender Wirkungsnachweise ist Anwendung der Droge bisher auf die Volksheilkunde beschränkt. In Mexiko dient die Droge als Mittel zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen, darunter u. a. Rheumatismus, Urethritis (Harnröhrenentzündung), Magenbeschwerden und Magengeschwür, Hämorrhoiden, Bluthochdruck und Bronchitis sowie zur Kräftigung des Uterus zur Verbesserung der Empfängnis. Die Wirksamkeit ist für keines der genannten Anwendungsgebiete belegt.

Unerwünschte Wirkungen: Zu Beginn der 90er Jahre traten mehrere Fälle von akuter toxischer Hepatitis und Leberschäden auf, die mit dem Konsum von Produkten mit der Bezeichnung “Chaparral tea” in Verbindung gebracht wurden. Insgesamt gingen bei der Food and Drug Administration der USA von 1992 bis 1994 insgesamt 18 Fallberichte über Krankheiten ein, die mit der Einnahme von Kreosotstrauchprodukten in Zusammenhang gebracht wurden. Von diesen deuteten 13 auf eine Hepatotoxizität hin mit Gelbsucht und Anstieg der Leberenzymwerte. In vier Fällen entwickelte sich eine Leberzirrhose und in 2 Fällen war eine Lebertransplantation erforderlich. Im Tierversuch führte die Gabe von NDGA über einen längeren Zeitraum bei Ratten zu Läsionen in den Nieren und in den Lymphknoten des Mesenteriums und bei Mäusen die intraperitoneale Applikation von NDGA zu einem dosisabhängigen Anstieg der Serum-Alanin-Aminotransferase. Die LD50 lag bei 75 mg/kg Körpergewicht. Aus diesen Gründen ist die Verwendung von NDGA in Lebensmitteln (s. sonstige Verwendung) umstritten. In einer retrospektiven Studie wurden alle neueren verfügbaren klinischen Fälle der Anwendung von Larrea tridentata hinsichtlich toxischer Nebenwirkungen untersucht. Angewendet wurden bei den insgesamt 37 Patienten Kombinationspräparate, bei denen der Anteil von Larrea tridenta unter 10 % lag. Bei vier der Patienten konnten vollständige Leberenzymwerte und weitere Blutwerte ausgewertet werden. Bei keinem dieser Patienten bewirkte die Verwendung der Produkte Veränderungen der Enzymwerte. Auch bei den restlichen Patienten wurden keine Leber- oder Nierenschäden beobachtet. Basierend auf den vorliegenden Daten gilt eine maximale Tageszufuhr von 2,5 mg NDGA pro kg KG beim Menschen als unschädlich.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Sonstige Verwendung: NDGA ist eines der wirksamsten Antioxidantien, welches pharmazeutisch gelegentlich zur Haltbarmachung von oxidationsempfindlichen Arzneimitteln wie Vitamin-A- und E-Präparaten und häufig zum Verhindern des Ranzigwerdens von fetthaltigen Emulsionen und Salbengrundlagen verwendet wird. Im Lebensmittelbereich wurde NDGA häufig in Konzentrationen von 0,01 bis 0,02 % häufig als Antioxidans verwendet. Seit Bekanntwerden der Toxizität wurde die Anwendung stark eingeschränkt. In Deutschland ist die Verwendung von NDGA in Lebensmitteln nicht zulässig. Im Nichtlebensmittelbereich verwendet man die Substanz als Stabilisator für Polymere, Gummi, Parfümöle und Gleitmittel.


Literatur: Gnabre JN, Brady JN, Clanton DJ, Ito Y, Dittmer J, Bates RB, Huang RC, Inhibition of human immunodeficiency virus type 1 transcription and replication by DNA sequence-selective plant lignans, Proc Natl Acad Sci U S A. 92 (1995):11239-11243; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Heron S, Yarnell E, The safety of low-dose Larrea tridentata (DC) Coville (creosote bush or chaparral): a retrospective clinical study, J Altern Complement Med. 7 (2001): 175-185; Kusnick C, Potenzielles Krebsmittel aus der Wüste, DAZ 144 (2004): 3860; Lambert JD, Zhao D, Meyers RO, Kuester RK, Timmermann BN, Dorr RT, Nordihydroguaiaretic acid: hepatotoxicity and detoxification in the mouse, Toxicon. 40 (2002): 1701-1708; Luo J, Chuang T, Cheung J, Quan J, Tsai J, Sullivan C, Hector RF, Reed MJ, Meszaros K, King SR, Carlson TJ, Reaven GM, Masoprocol (nordihydroguaiaretic acid): a new antihyperglycemic agent isolated from the creosote bush (Larrea tridentata), Eur J Pharmacol. 346 (1998): 77-79; Meckes M, David-Rivera AD, Nava-Aguilar V, Jimenez A, Activity of some Mexican medicinal plant extracts on carrageenan-induced rat paw edema, Phytomedicine 11 (2004): 446-451; Sheikh NM, Philen RM, Love LA, Chaparral-associated hepatotoxicity, Arch Intern Med. 157 (1997): 913-919; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; Verastegui MA, Sanchez CA, Heredia NL, Garcia-Alvarado JS, Antimicrobial activity of extracts of three major plants from the Chihuahuan desert, J Ethnopharmacol. 52 (1996): 175-177.


© Thomas Schöpke