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Mastix - Mastix [Ph. Eur. 7.0 (01/2008:1876)]

Stammpflanze: Pistacia lentiscus L. / Mastixstrauch [Fam. Anacardiaceae / Sumachgewächse]. Synonyme: Pistacia chia DESF., Pistacia mutica RAUL et BOISS., Pistacia terebinthus var. angustifolia LEE et LAM., Pistacia terebinthus ssp. vulgaris ENGL., Terebinthus vulgaris CUP. Dt. Synonyme: Ewiges Holz, Lentiske, Mastixbaum, Mastix-Pistazie, Pistakistrauch, Restringe, Zahnstöcherbaum. Englisch: Chios mastictree,  mastic, lentisk, mastic tree, mastictree.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Der Mastixstrauch ist ein 1 bis 3 m hoher, kräftig bewurzelter, dichtästiger, immergrüner Strauch oder Baum. Die Rinde ist braun und schuppig, die einjährigen Zweige kahl und rotbraun. Die 2- bis 5-fach gefiederten Laubblätter besitzen eine breit geflügelte Spindel. Die 1,5 bis 3 cm breiten, ganzrandigen, völlig unbehaarten, steif ledrigen Fiederblättchen sind lanzettlich, stumpf, auf der Oberseite glänzend hellgrün und auf der Unterseite matt bleichgrün. Die Blüten sind sehr klein und unscheinbar. Die Blütenhülle von männlichen und weiblichen Blüten ist auf den unscheinbaren, ca. 1,5 mm langen Kelch reduziert. Die Blüten sind in kompakten, 1 bis 3 cm langen Trauben angeordnet. Die männlichen Blüten enthalten 4 bis 5 Staubblätter mit großen, dunkelrot gefärbten Staubbeuteln. Die weiblichen Blüten besitzen einen oberständige Fruchtknoten und eine dreilappige Narbe. Aus ihnen entwickelt sich eine kugelige, bespitzte, anfangs rote, später schwarze Frucht mit einem Durchmesser von 3 bis 4 mm.

Verbreitung: Heimisch im Mittelmeergebiet und auf den Kanarischen Inseln.

Droge: Das getrocknete, harzartige Ausscheidungsprodukt der Stämme und Zweige von Pistacia lentiscus L. var. latifolius COSS, das bezogen auf die wasserfreie Droge einen Mindestgehalt an ätherischem Öl von 10 ml/kg aufweist (entsprechend 1,0 Prozent).

Beschreibung der Droge: Kleine, hellgelbe bis grünlich gelbe, ungleichförmige, kugelige bis birnenförmige, durchsichtige oder undurchsichtige, harte, glasige Bruchstücke.

Geruch und Geschmack: Aromatischer, würziger, beim Erwärmen hervortretender und an Terpentin erinnernder Geruch und aromatischer und gewürzhaft bitterer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Chios-Mastix, Mastixharz.. Englisch: Mastic. Lateinisch: Gummi lentisci, Gummi Mastix, Mastix levantica, Resina Mastix.

Herkunft: Aus der Wildsammlung in verschiedenen Regionen des Mittelmeergebiets sowie der Kanarischen Inseln oder aus dem auf der Insel Chios betriebenen Anbau.

Gewinnung der Droge: Bei der Droge handelt es sich um den eingetrockneten Balsam der Pflanze. Dieser ist in schizogenen Harzkanälen der Rinde lokalisiert und fließt bereits in kleinen Mengen ohne Verletzung aus und erhärtet dann an den Zweigen in Tropfenform. Um die Ausbeute zu erhöhen, wird die Rinde ab Mitte Juni bis in den August von der Basis bis zum Beginn der Äste mit zahlreichen kurzen, vertikalen Einschnitten versehen. Der in Tropfenform austretende Balsam wird auf Steinplatten aufgefangen, die rings um den Baum ausgelegt wurden. Innerhalb von 10 bis 20 Tagen härtet er dort zum Harz aus. Pro Pflanze kann so eine Ausbeute von 4 bis 5 kg erhalten werden.

Inhaltsstoffe: Das Harz enthält als Hauptkomponenten die Triterpene Masticadienonsäure (3-Oxo-tirucalla-7, 24Z -dien-26-carbonsäure), Isomasticadienonsäure (3-Oxo -tirucalla- 8, 24E -dien- 26-carbonsäure), Oleanolsäure und Tirucallol. Neben diesen wurde eine Vielzahl weiterer Triterpene, darunter u. a. ein bislang unbekanntes bicyclisches Triterpendiol sowie Verbindungen vom Dammaran-, Malbarican- (u. a. 3ß-Hydroxymalabarica-14 (26),17E,21-trien) und Polypodan-Typ (u. a. (8R)-3ß, 8-Dihydroxypolypoda-13E, 17E, 21-trien), und die Nortritperpene 3-Oxo-28-norlup-20 (29)-en und 3-Oxo-28-norolean-12-en nachgewiesen. Der Anteil des ätherischen Öls an der Droge beträgt 1 bis 3 %. Zu etwa 90 % besteht es aus Monoterpenen, unter denen wiederum α-Pinen mit mehr als 60 % den Hauptanteil darstellt. Insgesamt wurden über 60 Komponenten nachgewiesen, darunter in nennenswerter Menge Myrcen (ca. 8 %), ß-Pinen (3 %), Methyl-O-kresol (1,2 %), Linalool (2,8 %), p-Mentha-1,5-dien-8-ol (1,0 %), und trans-Caryophyllen (2,0 %). Wie bei praktisch allen ätherischen Ölen können Zusammensetzung und Gehalt einzelner Komponenten je nach Herkunft und klimatischen Verhältnissen im Erntejahr erheblichen Schwankungen unterliegen.

Wirkungen: In einer Reihe von pharmakologischen Untersuchungen wurden ulcusprotektive, antioxidative und antiartheriosklerotische Wirkungen von Mastix nachgewiesen. Für die ulcusprotektive Wirkung werden eine Verringerung der Magensäureproduktion und ein Puffereffekt verantwortlich gemacht. Eine weitere Erklärung dieser Wirkung könnte in der Hemmung von Helicobacter pylori bestehen. In entsprechenden Versuchen zeigte Mastix bei einer Konzentration von 125 µg/ml eine 50prozentige und bei 500 µg/ml eine 90prozentige Abtötung des Bakteriums. Die antiartheriosklerotische Wirksamkeit beruht vermutlich auf einem Schutz von LDL vor Oxidation. In einer an 20 Probanden durchgeführten randomisierten Doppelblindstudie wurde der Einfluss eines Mastix enthaltenden Kaugummis auf die Plaque-Bildung auf den Zähnen untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Anzahl bakterieller Kolonien und der daraus resultierende Plaque-Index in der Mastix-Gruppe durch 4stündiges Kauen des Mastix-Kaugummis statistisch signifikant gesenkt wurde.

Anwendungsgebiete: Die Anwendung von Mastix erfolgt ausschließlich in der Volksheilkunde. Insbesondere in den Heimatländern der Pflanze wird die Droge bei Beschwerden im Oberbauch, Magenschmerzen, Dyspepsie und Geschwüren im Verdauungstrakt angewendet. Weitere traditionelle Anwendungsgebiete sind Diarrhoe, Katarrh, Gonorrhoe, Fluor albus sowie äußerlich Gicht und Rheuma. Wirksamkeitsnachweise fehlen ausnahmslos, jedoch ist die Wirksamkeit bei Magenbeschwerden und -geschwüren infolge der nachgewiesenen pharmakologischen Wirkungen plausibel.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Sonstige Verwendung: Besonders in Griechenland zur Bereitung alkoholischer Getränke wie Mastiki und Raki und der Retsina-Weine verwendet. Technisch verwendet zur Herstellung von Kitten für Horn, Edelsteine, Glas und Porzellan, von farblosen Lacken und Firnissen zur Restaurierung von Gemälden, in der Fotographie von Schutzlacken für Negative sowie zur Herstellung von Decklacken bei der Zinkätzung.


Bilder:

Der Mastixstrauch ist aus der mediterranen Macchie nicht wegzudenken. Je nach Umweltbedingungen (Wind) entwickelt er einen mehr oder weniger kräftigen Stamm, so dass er als kleiner Baum erscheint (s. Abbildung links oben). Die oberen Äste sind knorrig und reich verzweigt, die Blätter mehrfach gefiedert (s. Abbildung oben rechts) mit ganzrandigen, ledrigen, immergrünen Fiederblättchen (s. Abbildung unten links). Auffälligstes Merkmal der Pflanze sind die männlichen Blütenstände, welche durch die großen, dunkelrot gefärbten Staubbeutel weithin sichtbar sind (s. Abbildung rechts unten).


Literatur: Al-Said MS, Ageel AM, Parmar NS, Tariq M, Evaluation of mastic, a crude drug obtained from Pistacia lentiscus for gastric and duodenal anti-ulcer activity, J Ethnopharmacol. 15 (1986): 271-278; Andrikopoulos NK, Kaliora AC, Assimopoulou AN, Papapeorgiou VP, Biological activity of some naturally occurring resins, gums and pigments against in vitro LDL oxidation, Phytother Res. 17 (2003): 501-507; Dedoussis GV, Kaliora AC, Psarras S, Chiou A, Mylona A, Papadopoulos NG, Andrikopoulos NK, Antiatherogenic effect of Pistacia lentiscus via GSH restoration and downregulation of CD36 mRNA expression, Atherosclerosis 174 (2004) 293-303; Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, 2. Nachtrag sowie 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Magiatis P, Melliou E, Skaltsounis AL, Chinou IB, Mitaku S, Chemical composition and antimicrobial activity of the essential oils of Pistacia lentiscus var. chia. Planta Med. 58 (1999): 749-752; Marone P, Bono L, Leone E, Bona S, Carretto E, Perversi L, Bactericidal activity of Pistacia lentiscus mastic gum against Helicobacter pylori, J Chemother. 13 (2001): 611-614; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Takahashi K, Fukazawa M, Motohira H, Ochiai K, Nishikawa H, Miyata T, A pilot study on antiplaque effects of mastic chewing gum in the oral cavity, J Periodontol. 74 (2003): 501-505; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network (GRIN) [Online Database].


© Thomas Schöpke