Geschlecht der Blüten / Eingeschlechtliche Blüten

Beim Anblick von Sanddornpflanzen (Hippophaë rhamnoides) haben sich wahrscheinlich schon viele Personen gewundert, dass einige Pflanzen derart viele Früchte besitzen, dass sich die Zweige kaum aufrecht halten können, wogegen andere Pflanzen daneben regelrecht traurig wirken, weil ihnen die leuchtend orange gefärbten Früchte vollständig fehlen.

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Die Ursache hierfür besteht darin, dass neben der normalen, sowohl fertile Staub- und Fruchtblätter aufweisenden zwittrigen Blüte zahlreiche Pflanzen eingeschlechtliche Blüten besitzen, die vermutlich durch Reduktion des Gynoeceums oder des Androeceums entstanden sind. Zu diesen Pflanzen zählt nun auch der Sanddorn.

Allgemein gilt, dass auch bei den eingeschlechtlichen Blüten die Prinzipien des Blütenaufbaus erhalten bleiben. Je nach Vorkommen der eingeschlechtlichen Blüten unterscheidet man einhäusige (monözische) und zweihäusige (diözische) Pflanzen. Daneben existieren auch Zwischenformen, d. h. Pflanzen mit zwittrigen und eingeschlechtlichen Blüten (z. B. andromonözisch, gynomonözisch) oder Arten, bei denen zwittrige und weibliche (gynodiözisch) bzw. zwittrige und männliche (androdiözisch) Individuen existieren, oder Arten, bei denen Pflanzen mit männlichen, weiblichen und zwittrigen Blüten existieren (polygamomonözisch).

Monözische (einhäusige) Pflanzen

Bei den monözischen Pflanzen besitzen die einzelnen Individuen sowohl männliche und weibliche Blüten. Diese finden sich häufig in unterschiedlich lokalisierten und aufgebauten Blütenständen. Oft ist auch die Blütenhülle bei männlichen und weiblichen Blüten unterschiedlich ausgeprägt. Die Abbildung rechts zeigt jeweils eine männliche und weibliche Infloreszenz der monözischen Corylus avellana L. (Haselnuss).

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Diözische (zweihäusige) Pflanzen

Bei den diözischen Pflanzen existieren männliche neben weiblichen Individuen. Ein einzelnes Individuum besitzt demzufolge nur männliche oder weibliche Blüten. Zu dieser Gruppe von Pflanzen zählt der oben abgebildete Sanddorn sowie Mercurialis perennis L., das Bingelkraut, einer der wenigen diözischen Vertreter der Familie Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächs). Die Abbildung rechts zeigt eine männliche, die Abbildung rechts außen eine weibliche Blüte.

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Ebenfalls zu den diözischen Pflanzen gezählt wird Urtica dioica L., die Große Brennnessel (Familie Urticaceae). Wie den Abbildungen unten zu entnehmen ist, treten hier aber gelegentlich auch gynodiözische Pflanzen auf, die dann Protogynie (Vorweiblichkeit) aufweisen. Die Abbildung links zeigt eine männliche Blüte mit dem dort reduzierten Gynoeceum. In der Mitte und rechts finden sich Aufnahmen von zwittrigen Blüten, bei denen zunächst die weiblichen Bestandteile Geschlechtsreife erreichen (Mitte), wogegen zum Zeitpunkt der Pollenreife die Narben bereits hinfällig sind (rechts).

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© Thomas Schoepke