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Purpursonnenhutwurzel - Echinaceae purpureae radix
Ph. Eur. 7.0 (01/2008:1824) letzte Änderung 6.0

Stammpflanze: Echinacea purpurea (L.) MOENCH / Purpur-Sonnenhut [Fam. Asteraceae / Korbblütengewächse]. Synonyme: Brauneria purpurea (L.) BRITTON, Rudbeckia purpurea L. [Basionym]. Weitere, weniger verbreitete Synonyme sind Echinacea intermedia LINDLEY, Echinacea speciosa PAXTON, Rudbeckia hispida HOFFMGG. und Rudbeckia serotina SWEET. Dt. Synonyme: Gattungssynonyme sind Igelblume, Igelkopf und Stachelkopf, synonyme Artbezeichnungen Kupferblume, Purpurfarbene Kegelblume, Purpurfarbener Igelkopf, Purpurfarbener Sonnenhut, Roter Sonnenhut, Rote Sonnenblume. Englisch: Purple coneflower. Weitere Bezeichnungen sind comb flower, eastern purple-coneflower, hedgehog, niggerhead, purple coneflower, red sunflower.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ausdauernde, 60 bis über 1 m hohe Pflanze. Der Stengel ist aufrecht, verzweigt und schwach rauhaarig oder kahl. Die grundständigen Blätter besitzen einen bis 25 cm langen Stiel und eine bis 20 cm lange und 15 cm breite, am Blattstiel herablaufende, eiförmige bis eiförmig-lanzettliche oder herzförmige, zugespitzte Spreite mit grob oder scharf gesägtem Rand. Die Stengelblätter sind grob gesägt bis ganzrandig, die unteren gestielt und bis 20 cm lang und 8 cm breit, die oberen sitzend und zunehmend kleiner. Blütenköpfe 5 bis 10 cm breit, einzeln auf einem relativ kurzen Stiel stehend. Außen finden sich die lineal-lanzettlichen, ganzrandigen, an der Außenseite behaarten und am Rand gewimperten Hüllblätter, die innen in die 9 bis 13 mm langen, begrannten Spreublätter übergehen. Zungenblüten purpurn, mehrere Zentimeter lang, meist recht deutlich zur Seite abstehend, gelegentlich auch etwas herabhängend, Röhrenblüten bräunlich/dunkelrot-violetten und 4,5 bis 5,5 mm lang. Die Früchte sind 4 bis 4,5 mm lang, mit einem als niedrige Krone mit gleichförmigen Zähnen erhaltenen Pappus.

Verbreitung: Mittlerer Westen der USA, genauer im nordamerikanischen zentralen Tiefland von Ohio und Indiana über Illinois, Missouri, Arkansas bis nach Georgia, Luisiana und Texas. Östliche Grenze des natürlichen Verbreitungsgebiets ist das Appalachenplateau. In Mitteleuropa gelegentlich als Zierpflanze kultiviert.

Droge: Die getrockneten unterirdischen Teile von Echinacea purpurea (L.) MOENCH., die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindesgehalt von 0,5 Prozent an Caftarsäure und Cichoriensäure (Summe beider Verbindungen) aufweisen.

Beschreibung der Droge: Die Droge besteht aus einem kurzen, 10 bis 15 cm langen verholzten Wurzelstock, dem auffallend viele (Unterscheidungsmerkmal zu anderen Echinacea-Arten) dünne Nebenwurzeln entspringen. Die Oberfläche von Wurzelstock und Nebenwurzeln ist hell- bis dunkelbraun, häufig rot-braun. Die schraubenförmig gedrehten Wurzeln besitzen zahlreiche schwach ausgeprägte Längsleisten und an der Oberfläche eine feine Querstrukturierung. Typisch für das mikroskopische Bild ist das Fehlen von Phytomelanauflagerungen sowie die Steinzellen, die entweder nur einzeln vorliegen oder gänzlich fehlen.

Geruch und Geschmack: Aromatischer Geruch und anfangs leicht säuerlicher, später schwach bitterer Geschmack, an der Zunge leicht betäubend.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Echinaceawurzel, Purpursonnenhutwurzel, Sonnenhutwurzel. Englisch: Black sampson, coneflower root. Lateinisch: Radix Echinaceae purpureae.

Herkunft: Nur noch selten aus Wildvorkommen in Nordamerika, zum überwiegenden aus dem Anbau in Europa, der bereits in größerem Ausmaß in mehreren Ländern betrieben wird (u. a. Deutschland, Italien, ehemaliges Jugoslawien, Niederlande, Schweiz, Ukraine).

Gewinnung der Droge: Gewinnung bevorzugt im Herbst. Wild gesammelte Droge wird an der Luft getrocknet. Die Ernte der angebauten Pflanzen erfolgt mit Hilfe eines Roders. Vor dem Trocken werden die Wurzeln zerkleinert und gereinigt.

Inhaltsstoffe: Alkylamide: Zahlreiche Verbindungen dieses Typs. Überwiegend Isobutylamide mit Doppel- und Dreifachbindungen in der Alkylkette. Hauptkomponenten dieses Typs sind Undeca- 2Z,4E- dien-8,10- diinsäureisobutylamid, die isomeren Dodeca-2E, 4E, 8Z, 10E- tetraensäureisobutylamid und Dodeca- 2E, 4E, 8Z, 10Z- tetraensäureisobutylamid, Dodeca- 2E, 4Z- dien-8,10- diinsäure-2- methylbutylamid, Dodeca- 2E, 4Z- dien- 8,10- diinsäureisobutylamid sowie Undeca- 2E, 4Z- dien- 8, 10- dinsäure- 2- methylbutylamid. Polyacetylene: Vorhanden in sehr geringen Mengen. Vertreter der Stoffgruppe sind u. a. Trideca-1,11-dien-3,5,7,9-tetrain, Trideca-1-en-3,5,7,9,11-pentain und Trideca-1,3-dien-5,7,9,11-tetrain. Kaffeesäurederivate: 0,6 bis 2,1% Cichoriensäure, etwa dreimal weniger Caftarsäure. Chlorogensäure fehlt oder kommt nur in sehr geringen Mengen vor. Ätherisches Öl: Gehalt bis maximal 0,2  %. Zusammensetzung sehr heterogen. Als Bestandteile wurden u. a. Caryophyllen, Humulen und Caryophyllenepoxid nachgewiesen. Polysaccharide: Charakterisiert wurde ein Glykoprotein mit einem Molekulargewicht von 40.000 D, das als Aminosäuren Asparaginsäure, Glycin, Glutaminsäure und Alanin sowie als Zuckerbausteine zu 64 bis 84% Arabinose, 1,9 bis 5,3% Galactose und 6% Galactosamin enthält. Weiterhin wurde ein aus Rhamnose, Xylose, Arabinose, Mannose, Galactose und Uronsäuren aufgebautes Rohpolysaccharid beschrieben. Weitere Bestandteile: Die stickstoffhaltigen Verbindungen Tussilagin und Isotussilagin.

Wirkungen: Immunstimulierende Wirkung: Der Nachweis der immunstimulierenden Wirkung wurde an unterschiedlichen in vitro und in vivo Testsystemen von verschiedenen Extrakten, Fraktionen oder Inhaltsstoffen der Droge erbracht. Die Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass Echinacea-Extrakte die Komponenten der unspezifischen Abwehr aktivieren. Eine Steigerung der Phagozytose wurde sowohl im in vitro Granulocytenausstrichtest als auch im in vivo Carbon-Clearance-Test an Mäusen ermittelt. Den Wirkungsmechanismus stellt man sich derart vor, dass die Immunantwort durch Kontakt mit den immunkompetenten Zellen der Kontaktstellen im Rachenraum und Darm ausgelöst wird, der eine Stimulation des gesamten Systems der unspezifischen Abwehr der Schleimhaut folgt. Diese Theorie steht im Einklang mit der Ansicht, dass die Polysaccharide für die immunstimulierende Wirkung hauptverantwortlich sind. Antimikrobielle Wirkung: Einzelne in der Droge enthaltene Verbindungen bewirkten eine Hemmung verschiedner Bakterien und pathogener Pilze. Berichte über eine Wirksamkeit von Drogenauszügen fehlen. Wirkung auf den Arachidonsäuremetabolismus: Die Alkamidfraktion führte zu einer Hemmung der Aktivität der 5-Lipoxygenase, das Dodeca-2E,4E,8Z,10E/Z-tetraensäureisobutylamid hemmte das gleiche Enzym sowie die Cyclooxygenase.

Anwendungsgebiete: Zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Der Sonnenhut wurde von den Indianern Nordamerikas in vielfältiger Weise verwendet. Allerdings ist nicht sicher belegt, welche der drei bedeutsamem Echinacea-Arten (E. angustifolia, E. pallida und E. purpurea) jeweils verwendet wurde. Die genannten Indikationen reichen vom äußerlichen Gebrauch bei Wunden, Verbrennungen, Lymphdrüsenschwellungen sowie Insektenstichen über das Kauen der Wurzeln bei Zahn- und Halsschmerzen bis hin zur inneren Anwendung bei Erkrankungen wie z. B. Magenkrämpfe, Husten, Erkältung, Masern, Gonorrhöe. Weiterhin nutzte man Echinacea als Gegenmittel bei Bissen von Klapperschlangen und anderen Vergiftungen. Die Wirksamkeit ist für keines der genannten Anwendungsgebiete belegt.

Gegenanzeigen: Nicht anzuwenden bei progredienten Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Leukosen, Kollagenosen, multipler Sklerose, AIDS-Erkrankung, HIV-Infektion und anderen Autoimmunerkrankungen. Bei Neigung zu Allergien, besonders gegen Korbblütler, sowie in der Schwangerschaft darf keine parenterale Applikation erfolgen.

Unerwünschte Wirkungen: Bei Einnahme und äußerer Anwendung keine bekannt. Bei parenteraler Anwendung können dosisabhängig Schüttelfrost, kurzfristige Fieberreaktionen, Übelkeit und Erbrechen auftreten. In Einzelfällen sind allergische Reaktionen vom Soforttyp möglich. Bei Diabetes kann sich bei parenteraler Applikation die Stoffwechsellage verschlechtern.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Verwendet werden die zerkleinerte Droge für Aufgüsse, die Tinktur oder andere galenische Zubereitungen. Von der Tinktur sind 3mal täglich 30 bis 60 Tropfen einzunehmen. Besonders bewährt hat sich die Kombination mit anderen die Abwehrkräfte stärkenden Drogen in Form des Fertigarzneimittels Esberitox® Tabletten (Kombination mit den Wurzeln des Blassen Sonnenhuts und des Wilden Indigo sowie dem Kraut des Lebensbaums). Besonders wichtig ist, dass die Anwendung sofort bei ersten Anzeichen eines grippalen Infekts begonnen wird oder sogar prophylaktisch bei akuter Ansteckungsgefahr vorgenommen wird.

Hinweis: Neben der Wurzel werden auch die oberirdischen Teile von Echinacea purpurea verwendet. Zur Anwendung gelangt hier in der Regel der aus den frischen Pflanzen gewonnene Presssaft. Wirkung und Anwendungsgebiete entsprechen im Wesentlichen denen der Wurzel. Darüber hinaus ist für die äußere Anwendung eine antiphlogistische, granulationsfördernde und wundheilungsfördernde Wirkung beschrieben. Daher erfolgt die Anwendung auch äußerlich zur Behandlung schlecht heilender, oberflächlicher Wunden.


Bilder:

Der Purpur-Sonnenhut ist im Durchschnitt 60 cm bis 1 m hoch. Typisch für die Art sind die breiten Blätter (s. Abbildung links). Die Grundblätter sind lang gestielt, die Stengelblätter zunehmend kürzer gestielt und oben sitzend. Die großen Blütenköpfe mit den purpurfarbenen Zungenblüten und den bräunlichen stehen einzeln auf einem kräftigen Stiel, dessen blattloser Teil wesentlich kürzer als bei anderen Echinacea-Arten ist (s. Abbildung rechts).


Literatur: Binns SE, Livesey JF, Arnason JT, Baum BR, Phytochemical variation in Echinacea from roots and flowerheads of wild and cultivated populations, J. Agricultural and Food Chemistry 50 (2002): 3673-3687; Goel V, Chang C, Slama JV, Barton R, Bauer R, Gahler R, Basu TK, Echinacea stimulates macrophage function in the lung and spleen of normal rats, J. of Nutritional Biochemistry 13 (2002): 487-492; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Oliff HS, Esberitox® improves lung function during bronchitis, HerbalGram 61 (2004): 20; Pellati F, Benvenuti S, Magro L, Melegari M, Soragini F, Analysis of phenolic compounds and radical scavenging activity of Echinacea spp., J. Pharmaceutical and Biomedical Analysis 35 (2004): 289-301; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004.


© Thomas Schöpke