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Lorbeerblätter - Lauri folium

Stammpflanze: Laurus nobilis L. / Lorbeer [Fam. Lauraceae / Lorbeergewächse]. Synonyme: Laurus officinale. Dt. Synonyme: Eßlorbeer, Lorbeerbaum, Lorbeerstrauch, Wurstlorbeer. Englisch: Bay, bay laurel, bay-leaf laurel, Grecian laurel, laurel, noble laurel, roman laurel, sweet bay.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Von März bis Mai blühender, immergrüner, mittelgroßer, 7 bis 15 m hoher, recht formenreicher und daher in verschiedene Varietäten untergliederter Baum oder Strauch mit schwarzer Borke. Die wechselständig angeordneten Blätter sind ledrig, kahl und an beiden Enden zugespitzt. Blattgröße und -form variierend von länglich-lanzettlich bis elliptisch, zuweilen auch kraus gewellt (var. crispa (NEES) MGF.). Kleine, weißliche, leicht gelbe oder grünliche eingeschlechtliche oder zwittrige Blüten in kurz gestielten, achselständigen büscheligen Dolden oder sehr kurzen, traubigen Rispen. Blütenhülle einfach, aus vier Perigonblättern bestehend, die im unteren Teil zu einer kurzen Röhre verwachsen sind. Männliche und zwittrige Blüten enthalten meist 12 in  3 Wirteln angeordnete Staubblätter. Die Staubfäden sind meist mit einer Drüse versehen, die Staubbeutel öffnen sich mit den für Lorbeergewächse typischen Klappen. Die weiblichen Blüten besitzen 4 unfruchtbare Staubblätter (Staminodien) sowie einen oberständigem Fruchtknoten, der einen kurzen Griffel und eine dreikantige Narbe trägt. Fruchtformen von Varietät zu Varietät sowohl unterschiedlich geformt als auch gefärbt.

Verbreitung: Heimisch im Mittelmeergebiet in Algerien, Lybien, Marokko, Tunesien, Zypern, Israel, Libanon, Syrien, Türkei, Albanien, ehemaliges Jugoslawien, Griechenland, Italien und Frankreich, nach anderen Angaben in Vorderasien. Infolge Kultivierung heute im gesamten Mittelmeergebiet sowie in den subtropischen Gebieten Russlands (Schwarzmeerküste), Mittel- und Südamerikas verbreitet.

Droge: Die vorsichtig getrockneten Laubblätter von Laurus nobilis L.

Beschreibung der Droge: Die Blätter sind länglich-lanzettlich, bis 10 cm lang und bis 4,5 cm breit. Vorne verlaufen sie in eine stumpfe Spitze, an der Basis verschmälern sie sich in einen kurzen Stiel. Der Blattrand ist knorpelig verdickt, gewellt und etwas nach unten umgebogen. Der Mittelnerv ist kräftig ausgebildet und ebenso wie die Seitennerven hellgrün-gelblich gefärbt und besonders auf der Blattunterseite hervortretend. Die Oberseite der Blattspreite ist glänzend und dunkel-, blau- bis bräunlichgrün, die Unterseite matt, heller und von derb-ledrig. Beim Betrachten mittels einer Lupe ist im durchfallenden Licht eine fein drüsige Punktierung zu erkennen. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch bräunlichgrüne, derbe, steife Blattstückchen, die eine nahezu glatte Oberseite und eine Unterseite mit deutlich erkennbarer Nervatur aufweisen. Gelegentlich ist der knorpelige, wellige Rand zu erkennen.

Geruch und Geschmack: Aromatischer Geruch und würzig-bitterer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Englisch: Laurel leaves. Lateinisch: Folia lauri, Folia lauri nobilis.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Hauptlieferländer sind Italien, Griechenland, die Türkei und Syrien.

Gewinnung der Droge: Geerntet werden die jungen, jedoch voll entwickelte Blätter, die anschließend vorsichtig getrocknet werden.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl : Gehalt bis 3 %. Je nach Alter, Erntezeitpunkt, Herkunft und Trocknungsverfahren schwanken sowohl der Gehalt als auch die Zusammensetzung. Als Hauptkomponenten gelten 1,8-Cineol, Linalool, α-Terpinylacetat, Methyleugenol und Sabinen. Ebenfalls in nennenswerten Mengen vorhanden sind meist α-Pinen, ß-Pinen, Limonen, Terpin-4-ol, α-Terpineol, Eugenol, ß-Elemen, E-Caryophyllen und cis-ß-Guaien. Alkaloide: Isochinolin- und Aporphinalkaloide, unter diesen u. a. Boldin, Launobin und Reticulin. Sesquiterpenlactone: Zahlreiche Verbindungen, unter diesen Costunolid, Dehydrocostuslacton, Eremanthin, Laurenobiolid und Zaluzanin D Flavonoide: Überwiegend Kämpferol- und Quercetin-3-O-rutinosid (= Rutin), daneben auch die 3-Arabinoside, 3-Galactoside, 3-Glucoside und 3-Rhamnoside dieser Aglykone. Weitere Bestandteile: U. a. Lignanglykoside, Phenolcarbon- und aliphatische Säuren, Catechine, Procyanidine und Ascorbinsäure.

Wirkungen: Die Wirksamkeit von Extrakten aus Lorbeerblättern und einzelner Verbindungen wurde in der Vergangenheit in einigen pharmakologischen Testmodellen untersucht. Häufig wurden entweder negative oder wenig aussagekräftige Resultate erzielt. Hierzu zählen insektenabwehrende (u. a. ermittelt an Küchenschaben) und schneckentötende Wirkungen. In aktuelleren Untersuchungen ermittelte man menschlichen Tumorzellen (HL-60-Leukämiezellen) eine Förderung von apoptotischen Veränderungen sowie eine Hemmung des Wachstums durch die wasserlösliche Sesquiterpenfraktion und die isolierten Sesquiterpene Costunolid und Zaluzanin D. Cytotoxische Wirkungen wurden auch für den n-Hexan-, Ethanol- und Wasserextrakt aus Lorbeerblättern ermittelt. Dehydrocostuslacton, Zaluzanin D und das Monoterpen (1R,4S)-1-Hydroperoxy- p-menth- 2-en-8-ol-acetat erwiesen sich als wirksam gegen Trypanosoma cruzi mit minimalen letalen Konzentrationen von 6,3, 2,5 and 1,4 µM. Costunolid und dessen aktiver Metabolit Alpha-methylene-gamma-butyrolactone führten zu einer Kontraktion des Pylorus und damit zu einer verzögerten Magenentleerung und zu einer Verstärkung der Ausschüttung von Magensaft. An Ratten mit induzierten Magengeschwüren wurden für wässrige Extrakte antiulcerogene Effekte nachgewiesen.

Anwendungsgebiete: Die Anwendung erfolgt ausschließlich in der Volkheilkunde. Einziges bedeutsames traditionelles Anwendungsgebiet sind leichte Magen-Darm-Beschwerden. Wirksamkeitsbelege fehlen vollständig.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Nach dem Genuss von Lorbeerblättern können Cheilitiden und Stomatitiden auftreten. Bei Köchen treten gelegentlich Lorbeerblatt-Allergien auf. Da die allergenen Eigenschaften beim Kochen nicht verloren gehen, können auch nach Genuss von Speisen, die mit Lorbeer gewürzt wurden, generalisierte Ekzeme auftreten.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Verwendet werden sowohl frische als auch getrocknete Blätter, aus denen ein schwacher Auszug herstellt wird, den man zu den Mahlzeiten trinkt.

Sonstige Verwendung: Lorbeerblätter sind ein beliebtes Küchengewürz, welches man insbesondere zum Marinieren von Fisch- und Fleischgerichten verwendet. Weiterhin wird die Droge als Gewürz in der Likörindustrie sowie bei der Herstellung von Bitterschnäpsen verwendet.


Bilder:

Lorbeer ist in einigen Merkmalen (besonders Blätter und Früchte) recht vielgestaltig und wird daher in mehrere Varietäten untergliedert. Allgemein handelt es sich um einen relativ kleinen, bis etwa 15 m hohen Baum oder Strauch mit immergrünen, oft länglichen Blättern (s. Abbildung links). Die eine einfache Blütenhülle aufweisenden Blüten sind in kurz gestielten, den Blattachseln entspringende Dolden angeordnet (s. Abbildung rechts).


Literatur: Afifi FU, Khalil E, Tamimi SO, Disi A, Evaluation of the gastroprotective effect of Laurus nobilis seeds on ethanol induced gastric ulcer in rats, J Ethnopharmacol. 58 (1997): 9-14; Caredda A, Marongiu B, Porcedda S, Soro C, Supercritical Carbon Dioxide Extraction and Characterization of Laurus nobilis Essential Oil, J. Agric. Food. Chem. 50 (2002): 1492-1496; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hibasami H, Yamada Y, Moteki H, Katsuzaki H, Imai K, Yoshioka K, Komiya T, Sesquiterpenes (costunolide and zaluzanin D) isolated from laurel (Laurus nobilis L.) induce cell death and morphological change indicative of apoptotic chromatin condensation in leukemia HL-60 cells, Int J Mol Med. 12 (2003): 147-151; Kivcak B, Mert T, Preliminary evaluation of cytotoxic properties of Laurus nobilis leaf extracts, Fitoterapia 73 (2002):242-243; Komiya T, Yamada Y, Moteki H, Katsuzaki H, Imai K, Hibasami H., Hot water soluble sesquiterpenes [anhydroperoxy-costunolide and 3-oxoeudesma-1,4(15),11(13)triene-12,6alpha-olide] isolated from laurel (Laurus nobilis L.) induce cell death and morphological change indicative of apoptotic chromatin condensation in leukemia cells, Oncol Rep. 11 (2004): 85-88; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Matsuda H, Shimoda H, Ninomiya K, Yoshikawa M, Inhibitory mechanism of costunolide, a sesquiterpene lactone isolated from Laurus nobilis, on blood-ethanol elevation in rats: involvement of inhibition of gastric emptying and increase in gastric juice secretion,Alcohol Alcohol. 37 (2002): 121-127; Uchiyama N, Matsunaga K, Kiuchi F, Honda G, Tsubouchi A, Nakajima-Shimada J, Aoki T, Trypanocidal Terpenoids from Laurus nobilis L., Chem. Pharm. Bull. 50 (2002): 1514-1516; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004.


© Thomas Schöpke